Begierde
Vicky und Marc sind Stiefgeschwister, doch die Vertrautheit ihrer Jugend zerbricht aufgrund eines Missverständnisses. Erst Jahre später sehen die beiden sich wieder. Für Vicky war ihr Stiefbruder die große Liebe, während Marcs Gefühle für Vicky zwischen Hass und Begierde schwanken. Marc lässt Vicky entführen und in ein elegantes Institut bringen, in dem devote Frauen zu Lustsklavinnen ausgebildet und anschließend an neue Meister versteigert werden. Vickys Fluchtversuche bleiben erfolglos und ziehen Bestrafungen nach sich. Unter ihren potentiellen neuen Herren ist auch ein geheimnisvoller maskierter Unbekannter. Vicky giert nach einer Befriedigung, die ihr nur der Maskierte schenken kann ...
Die Geschichte von „Begierde“ ist kein Bestandteil von „Verführung der Unschuld“. In einem Nebenschauplatz erlebt man jedoch mit, wie sich Mariella und Federico kennenlernen.
Leseprobe
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Marc fiel wieder die Notiz ein. »Was stand eigentlich auf dem Zettel, den du dem Notar zugesteckt hast, als wir gegangen sind?«
»Meine Handynummer«, erwiderte Vicky mit laszivem Augenaufschlag.
Marc runzelte die Stirn ...
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... »Du willst dich mit ihm treffen?« Es gärte wie Säure in seinen Eingeweiden, dass sie noch hemmungsloser geworden war, als er sie in Erinnerung hatte.
»Ja, warum nicht«, erwiderte sie hochnäsig. »Hast du nicht bemerkt, wie gierig er mich angesehen hat? Am liebsten hätte er mir bis in den Schritt geblickt!«
Warum wollte sie den geilen Bock dann treffen? »Und was sagt dein Freund dazu, dass du dich so freizügig aufführst und mit anderen ausgehst?«
Sie warf den Kopf nach hinten und lachte kokett. »Welcher Freund? Glaubst du denn, einer reicht mir? Wie langweilig. Es gibt doch so viele attraktive Männer und ich liebe die Abwechslung.« Sie hob das Glas, prostete ihm zu, zwinkerte mit den Augen. Scheinbar zufällig schob sie den dünnen Stoff ihres Rockes ein Stück höher, gewährte ihm einen Einblick zwischen ihre Schenkel, das kleine blasse Stückchen Haut oberhalb ihrer schwarzen Strümpfe.
Marc zwang sich, ihr ins Gesicht zu sehen. Er kam kaum gegen den Drang an, entweder auf ihre Beine oder in ihren Ausschnitt zu schauen. Ihre Brüste wölbten sich verlockend. Sein Hemd wurde im Rücken feucht. Verdammt, sie war die reinste Augenweide und bei der Vorstellung, seine Hand auf die weiße Haut ihrer Schenkel zu legen und nachzusehen, ob sie überhaupt einen Slip trug, spürte er ein verlangendes Ziehen in den Lenden. Diese Haut abwechselnd zu streicheln und zu röten wäre eine wahre Freude. Es gab viele Frauen, auch viele attraktive, aber so eine wie Vicky war ihm schon lange nicht mehr begegnet. Sie hatte Rasse. Kein Wunder, dass es für sie ein Leichtes war, die Männer zu verführen. »Willst du damit sagen, du hast häufig wechselnde Männerbekanntschaften?«
Wenn sie nur nicht so überheblich und zufällig meine Schwester – er verbesserte sich in Gedanken – Stiefschwester wäre. Ich würde sie wirklich zu gerne, nein – wie absurd. Letzten Endes trat Vicky in die Fußstapfen ihrer Mutter und aller anderen Frauen, die in seinem bisherigen Leben eine Rolle gespielt hatten. Alle legten denselben Egoismus an den Tag und dachten nur an ihre Vorteile. Was hatte sie erst vor wenigen Minuten gesagt? Am liebsten würde sie reich heiraten? Er malmte mit den Kiefern. Dolce vita.
»Warum sagst du es nicht gerade raus? Du hältst mich für geil und nymphoman.« Sie lachte. »Na und? Ich schäme mich nicht deswegen. Ich liebe Sex – du etwa nicht? Aber warum immer derselbe Mann? Das ist doch öde. Ich brauche den sexuellen Kick, je öfter und überraschender – desto besser. Es ist doch alles nur ein Spiel.«
Das Gespräch begann ihn zu strapazieren. Er hätte nicht kommen sollen. Allen negativen Erfahrungen zum Trotz war er im Herzen ein Romantiker und träumte ziemlich weltfremd von der einen treuen Geliebten und Ehefrau, mit der er glücklich werden würde und Kinder zeugen, obwohl Jahr um Jahr verging und die Wirklichkeit dagegen sprach. Vicky war auf dem besten Wege, seine Träume erneut ins Wanken zu bringen. Wie alt war sie jetzt? Er rechnete wortlos nach. Dreiundzwanzig. Wie viele Männerbekanntschaften hatte sie in dieser Zeit wohl schon gehabt? Ekel stieg in ihm auf. Er sollte endlich den Tatsachen ins Auge schauen. Waren nicht alle Frauen so wie sie? Wankelmütig, egoistisch, berechnend, arrogant? Er konnte ihre Äußerungen nicht einfach im Raum stehen lassen, sondern sah sich genötigt, ihr ein letztes Mal zu widersprechen, ehe sich ihre Wege unwiderruflich trennten.